Auch wenn es sich aufgrund des Tabellenbildes fast verbietet, möchte ich hier einmal einen kurzen (unvollständigen) Vergleich zwischen dem BVB (46 Punkte) und Werder (19 Punkte) machen, zumal rein von der nominellen Qualität des Personals Dortmund vor der Saison kaum einen Vorsprung gehabt haben dürfte.
Punkt 1: Der Teimgeist: Beim BVB spielt eine große Einheit, wo jeder für den anderen mitkämpft und sich mitfreut. Übrigens auch der Trainer, der seine Spieler bis in die Haarspitzen motiviert, herzlich umarmt und dennoch eine klare Autoritätsperson für die Spieler darstellt. Werder in der Saison 2010/2011 ist (von wenigen Ausnahmen abgesehen) ein Haufen egozentrischer Spieler, in der keiner dem anderen etwas gönnt. Und dieser Zustand ist schon soweit ausgeprägt, dass man es sogar in Pflichtspielen von der Tribüne aus wahrnehmen kann (peinlich). Der Trainer erreicht die Mannschaft schon länger nicht mehr und scheint nur noch mit einigen wenigen Lieblingen zu sprechen. Ein langjährig loyaler Spieler wie Vranjes wird seit über einem Jahr nicht mehr in den Kader berufen und komplett kaltgestellt.
Punkt 2: Laufbereitschaft: Dieser Punkt hängt natürlich mit dem ersten Punkt zusammen. Wer heute über 80 Minuten in Leverkusen diese Laufbereitschaft der Dortnmunder gesehen hat, der muss bei dem, was unser Team seit Monaten abliefert, Tränen in die Augen bekommen haben. Die vielen Gegentore durch Ballverluste in der eigenen Hälfte sind auch dem Umstand geschuldet, dass es bei Werder aufgrund fehlender Laufbereitschaft kaum Anspielstationen in der Offensive gibt. Beim BVB hingegen rückt nach Ballverlust die gesamte Mannschaft zurück und attackiert den Gegner sofort - spätestens ab der Mittellinie. Hierzu möge sich jeder mal die Bremer Spieler Hunt und Borowski vorstellen...
Punkt Agressivität: Die Dortmunder attackieren den Gegner kollektiv schon spätestens ab der Mittellinie, so dass heute zum Beispiel ein offensivstarker Gegner wie Leverkusen bis zur 80. Minute kaum eine erwähnenswerte Torchance hatte. Und trotz der hohen Einsatzbereitschaft und Agressivität spielen die Dortmund selten unfair, sind eines der fairsten Teams der Liga. Im Gegenteil hierzu Werder: Kaum oder nur punktuell vorhandene Agressivität sorgen dafür, dass der Gegner bei Werder immer wieder leicht zu Torchancen kommt. Und dennoch ist Werder in der Fairnesstabelle der BL in der unteren Hälfte angesiedelt. Diese Frustfouls sind sicheres Indiz für eine nicht vorhandene professionelle Einstellung.
Diese 3 Punkte lassen sich locker um viele weitere und tiefere Details ergänzen. Es macht mich als langjähriger Werderfan (über 35 Jahre) wirklich wütend, wenn ich sehe, was für Spieler da mit welch einer miesen Einstellung das W auf dem Trikot tragen. Der letzte Auftritt im Trainingslager in Belek (habe leider keine Livebilder gesehen, aber die Berichterstattung verfolgt) ist für mich nach der Hinrunde unfassbar. Nicht vergessen soll man dabei, dass Werder nach Bayern wohl den teuersten Kader in der Bundesliga hat. Auf jeden Fall verdienen Spieler wie Hunt und Borowski geschätzte 2,5 Mio Euro pro Jahr - eine Gehaltsklasse, an die kein BVB-Spieler auch nur annähernd ranreicht. Ich will hier keine Verdienstdebatte lostreten, aber wenn ich solch eine Überbezahlung bekomme (kein Verein würde den meisten Werderspielern auch nur ein annähernd hohes Gehalt zahlen), dann kommt mir die Galle hoch, wenn ich diese laue Einstellung sehe - zumal die Mannschaft definitiv im Abstiegskampf steckt.
Sorry, aber ich musste mir nach den gezeigten Leistungen aus Werders Trainingslager und den Eindrücken aus dem Spiel von Dortmund mal Luft machen. Bin sonst kein Draufhauer und grundsätzlich auch gegen Trainerschelten. Aber auch für Thomas Schaaf wird es (zurecht) eng werden, sollten die nächsten beiden Spiele (in Köln gar ein Schicksalsspiel) verloren gehen.
Mein Tipp gegen Hoffenheim daher: 1:3. Die Kraichgauer sind konterstark, ballsicher und heiß darauf ihrem neuen Trainer 3 Punkte zu servieren. Bei Werder wird man durch "Passivität" (ich kann das Wort nicht mehr hören!!!) und individuelle Fehler das Spiel hinten verlieren. Auch wenn Salihovic morgen fehlt, wird ein anderer Hoffenheimer einen unnötig verursachten Freistoß reinhauen, man lernt bei Werder zurzeit halt schlecht aus Fehlern.